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Bestienreich - ein Text zum Thema "Reich" von unserem Mitglied Semikolon
Rita spürte ihr Herz bis zum Hals klopfen, als sie den Schnellzug verließ und auf die sonnenverbrannte Erde des Bestienreichs trat. Wie lange hatte sie davon geträumt, hierher zu kommen? Wie lange hatte sie gespart, jedes einzelne übrig gebliebene Geldstück am Ende des Monats beiseitegelegt? Und endlich hatte sie sich diesen Traum erfüllen können. Der Bahnhof lag direkt am Abgrund und sie warf einen kurzen Blick hinab. Tiefschwarz lag das Nichts unter ihr. Dem leichten Schwindel entgegenwirkend drehte sie dem Rand der fliegenden Insel rasch den Rücken zu. Stattdessen ließ sie ihren Blick wandern. Mit ihr waren lediglich ein Dutzend weiterer Besucher ausgestiegen. Die meisten interessierten sich nicht fürs Bestienreich, sie fuhren vorzugsweise ins Mittelalter oder der Erde des zwanzigsten Jahrhunderts. Für Rita hatte es nie einen Zweifel gegeben, welche der Luftschlösser sie für diesen einen Ausflug wählen würde. Zuhause auf der Erde gab es keine Tiere mehr, schon seit Ewigkeiten. Sie kannte andere Lebewesen nur von antiken Filmen und Bildern, doch das würde sich heute ändern. Hinter ihr fuhr der Zug aus dem Bahnhof aus und folgte den Schienen, die über das Nichts schwebten und das nächste Ziel anvisierten. Sie wischte sich heimlich ihre feuchten Finger an ihrer Hose ab und trat auf den Eingang zu. In gut drei Metern Höhe schwebte ein Bildschirm mit den wichtigsten Regeln, die sie in- und auswendig konnte, so oft hatte sie sie in den letzten Monaten durchgelesen. Bleiben Sie auf den Wegen. Streicheln sie die Tiere nur in gekennzeichneten Bereichen. Lassen Sie Ihre In-Eye-Kameras ausgeschaltet. Rita trat unter dem Bildschirm hindurch und betrat endlich den Tierpark. Vor ihr schlängelte sich ein gepflasterter Weg durch eine Steppe, einige Bäume säumten den Weg. Mit leicht geöffnetem Mund betrachtete Rita die Pflanzen, die sie ebenfalls ausschließlich von alten Aufzeichnungen her kannte. Die Blätter waren grün gesprenkelt und die Leuchten oben am Kuppeldach sendeten ihre Strahlen zwischen den Zweigen hindurch, sodass Rita geblendet die Augen zukneifen musste. Ein seltsames Geräusch drang an ihre Ohren. Zwinkernd drehte sie sich um ihre eigene Achse und erstarrte mitten in der Bewegung. Ihr Herz raste, ein Schauer lief ihre Wirbelsäule hinab. Etwas Riesiges schritt direkt auf sie zu. Grau, faltig, große Ohren und zwei gewaltige Hauer, die aus dem Mund ragten. Mit trockenem Mund trat Rita näher an den unsichtbaren Zaun heran und legte den Kopf in den Nacken. Sie musste nicht erst ihr Info-Phone betätigen, um zu wissen, dass sie gerade einem Elefanten gegenüberstand, der sie mit funkelnden braunen Augen interessiert anblickte. »Wahnsinn«, murmelte sie und schüttelte ungläubig den Kopf. Wie oft hatte sie in dem bereits vergilbten Album ihrer Urgroßmutter geblättert, die damals als eine der letzten Menschen einen Elefanten in freier Wildbahn hatte erleben dürfen? Der Elefant hob seinen Rüssel und pustete Sand über seinen Kopf hinweg nach hinten. Ihr Herz hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und einem anderen Gefühl Platz gemacht: Unbändige Freude! Fasziniert bemerkte Rita beinahe nicht, dass sich noch ein weiteres Tier anpirschte. Erst, als der Elefant seinen gewaltigen Kopf schüttelte und gemächlich davonschritt, entdeckte sie es. Direkt neben einem Felsen, der aus dem Savannengras aufragte, hockte etwas. Gut getarnt und mit zuckendem Schwanz. Der Löwe kletterte behände auf den Felsen und drehte sich um die eigene Achse, ohne Rita aus den Augen zu lassen. Schließlich ließ er sich auf alle Viere nieder und legte den schweren Kopf mit der dichten Mähne auf die übereinandergeschlagenen Vorderpfoten. »Hey!« Rita zuckte dermaßen zusammen, dass sie ihr Phone fallenließ und sich ein Schrei aus ihrer Kehle löste. Ihr Herz schlug einen Salto und pochte dann wieder so hart gegen ihre Brust, dass sie glaubte, es würde hinausspringen. Wütend drehte sie sich zu dem jungen Mann um, der heimlich hinter sie getreten war und schief grinste. »Was sollte das denn?« Er bückte sich und hielt ihr dann das Info-Phone entgegen. »Sorry. Wusste nicht, dass du so schreckhaft bist.« Mit funkelndem Blick entriss sie ihm ihr Eigentum und drehte sich wortlos wieder gen Gehege. Der Löwe gähnte demonstrativ, als hätte er die Situation gerade gar nicht mitbekommen. Doch sah Rita da ein Glimmen in den intelligenten Augen? Der Löwe zog die Lefzen hoch, als würde er sie auslachen. Na toll, jetzt stieg ihr auch noch die Hitze in die Wangen. Vor einem ausgestorbenen und wieder zum Leben erweckten Tier ausgelacht werden, so hatte sie sich den Beginn ihres Abenteuers im Bestienreich nicht vorgestellt!. |
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