Die meisten von uns schreiben ja im Präteritum, was bedeutet, wenn man einen kurzen Rückblick einschieben möchte zu etwas, das vorher passiert ist, muss man eigentlich die Zeitform wechseln.
Statt "Er sprach gerade." also "Er hatte gerade gesprochen." Statt "Er ging fort." - "Er war fort gegangen." usw. usw. :X
Im Perfekt das gleiche Heckmeck.
Das Problem dabei: Es klingt schrecklich!!! Das kann man doch keinem Leser über mehr als zwei Absätze antun, oder?
Bei längeren Rückblicken halte ich es aber nicht durch. Es klingt einfach zu furchtbar und außer "waren"/"sein" und "hatten"/"haben" gibt es keine korrekten Hilfsverben. Es ist also entweder falsch oder furchtbar.
Wenn es nur ein kleiner Einschub ist, wie "Zuvor waren sie noch schön essen gegangen." geht es ja noch. Aber bei längeren Rückblenden ...
Ich mache es mittlerweile so, dass ich diese Flashbacks dann trotzdem im Präteritum schreibe, aber gleich am Anfang versuche, einen klaren Hinweis auf die Zeit geben.
Jedenfalls: Wie macht ihr das? Weicht ihr den beiden Zeitformen aus oder habt ihr einen Trick?
Liebe Grüße!
Tanith
"Schließlich sind wir doch alle verschieden ..." "Ich nicht!"
Aber ist die eigentliche Frage nicht: ist der Inhalt der Rückblende als eigene Szene erzählenswert - oder nicht? Falls ja, dann bastle ich sie nicht in eine andere Szene hinein. Ich nehme sie einfach und erzähle sie als eigenständige Szene in genau derselben Zeitform, wie die restliche Geschichte auch. Dass sie früher spielt, tut dem mal überhaupt keinen Abbruch und sollte für den Leser ja durch den Inhalt normalerweise deutlich erkennbar sein, sonst macht man was falsch.
Ist es keine eigene Szene wert, kann man es auch in einzwei Sätzchen abhandeln und gut ist.
Ich leite ein mit hattete ;) und dann, wenn der Leser quasi in die Vergangenheit geschickt wurde, wechsel ich wieder zur Normalvergangenheit ... "er riefte" und so. ;) Mit dem nächsten Absatz geht es dann wieder zurück in die erzählte Gegenwart. Gaia ist da sehr streng mit mir, das darf ich nur bei sehr langen Rückblick-Passagen, die eigenständige Szenen sind.
Verständlich genug oder brauchts ein Beispiel? Präteritum/Perfekt kann ich jetzt spontan nicht übersetzen.
Besser ein Verrückter, der Schriftsteller wird, als ein Schriftsteller, der verrückt wird. Oder?
:D Eigentlich bin ich eben auch für grammatikalische Korrektheit. Also ein Wechsel mitten im Absatz kommt für mich i.d.R. nicht in Frage, außer die Handlung wechselt wirklich während dieses Absatzes ins normale Geschehen (z.B. ganz plump "Zuvor waren sie noch schön essen gegangen. Nun lag Susi in seinem Arm.")
Aber ich hatte eben auch schon Stellen, wo ich einfach gedacht hab: so ein Mist, wer hat sich denn diese Regeln ausgedacht.
An den Haaren herbei gezogenes Beispiel (für Plusquamperfekt):
"So oft hatten sie nun schon darüber gesprochen. Anna hatte stets auf ihre Meinung beharrt, während jedes Mal Bernd derjenige gewesen war, der nachgegeben hatte. So hatten sie das Problem Jahr für Jahr vor sich hergeschoben. Bis Bernd eines Tages die Nase voll gehabt hatte. ..."
Ich weiß noch, dass meine Deutschlehrerin mit die "hatte"s immer angestrichen hat. Einmal hab ich gefragt, was ich denn stattdessen schreiben soll, das konnte sie mir dann auch nicht sagen :D
"Schließlich sind wir doch alle verschieden ..." "Ich nicht!"
"So oft hatten sie nun schon darüber gesprochen. Anna hatte stets auf ihrer Meinung beharrt, während jedes Mal Bernd derjenige gewesen war, der nachgegeben hatte. So hatten sie das Problem Jahr für Jahr vor sich hergeschoben. Bis Bernd eines Tages die Nase voll hatte. ..."
Hier würde ich einfach in die Szene einsteigen. Problem gegessen.
Wenn es eben geht, vermeide ich lange Rückblenden. Wenn es sich nun wirklich nicht vermeiden lässt, könnte man sich auch behelfen, indem man sie im Präteritum schreibt, aber durch Leerzeilen und/oder Kursivsetzung vom Rest der Handlung deutlich abgrenzt. In meiner Geschichte kommen einige Rückblenden vor, werden allerdings als wörtliche Rede (und deshalb schlicht im Präteritum) wiedergegeben.
Abrakadabra - Worte sind Waffen!
ASP - "Verwandlungen I-III" (Zaubererbruder - Der Krabat-Liederzyklus)
Perfekt ist die vollendete Zeitform. Und Plusquamperfekt ist noch ein Stück dahinter. Das heißt wenn ich den Satz Eric hat mit dem Baseballschläger auf das Fenster des Landes eingeschlagen, nachdem er eine Pizza gegessen hatte. passiert das Pizzaessen vor dem Einschlagen. Also nicht gleich. Hier eine bessere Erklärung: https://www.beste-tipps-zum-deutsch-lern...lusquamperfekt/
Ich habe auch manchmal dieses Problem. @Lysander, das klingt ganz gut, so wie Du es machst. Ich weiß zwar nicht, ob das im Schulaufsatz durchginge, aber da müssen wir uns ja erst mal nicht drum kümmern...
Ich bin gespannt, was hier noch so an Lösungsvorschlägen kommt.
Mir ist die Bedeutung dieser Zeitformen und deren korrekte Anwendung durchaus klar. Thema dieses Threads soll sein, ob man sie der Leserschaft über mehrere Sätze zumuten kann bzw. welche Möglichkeiten es gibt, dies zu umgehen. Trotzdem danke für die Erklärung ;-)
"Schließlich sind wir doch alle verschieden ..." "Ich nicht!"
Liebe beehoney, wenn du den Thread von Anfang an liest, wirst du rasch feststellen, dass die Frage lautete, wie man es vermeiden kann. Darüber, was sie vermeiden oder nicht vermeiden möchte, ist Tanith mit sich selbst soweit eigentlich bereits einig gewesen.
Für alle, die es interessiert: Ich habe mit einem kurzen Absatz meines Projektes ein bisschen rumjongliert und eine Variante gefunden, mit der ich halbwegs leben kann. Im Grunde habe ich versucht, möglichst viele Sätze zusammenzufassen und damit die erneute Verwendung der Hilfverben zu umgehen. Länger als diesen einen Absatz hätte ich es aber nicht durchgehalten. Ihr könnt mir gern eure Meinungen dazu dalassen, wenn ihr wollt ;-)
Warum überhaupt Plusquam-Perfekt an dieser Stelle? Der Absatz ist quasi eine Mini-Vorschichte zum vorhergehenden Kapitel. Dieses ist aus der Sicht einer anderen Figur geschrieben, die den Grund, warum Su sich in der Küche befindet, nicht wissen kann und soll. Auch im Kapitel davor hätte diese Erklärung inhaltlich und perspektivisch nicht gepasst. In dem Kapitel, aus dem der Absatz stammt, fand ich sie sehr passend, weil Su kurz darauf in den Raum, aus dem sie hier aufbricht, zurück kehrt (dann wieder im Präteritum).
"
„Ich hab Hunger“, hatte Su leise zu Linus gesagt. Linus hatte es bereits gespürt, schon seit etwa einer Stunde. Absichtlich hatte er den Beutel mit dem restlichen Essen versteckt. Der Beutel würde bald nicht mehr hier sein, genauso wenig wie Linus selbst. „Dann musst du dir wohl etwas holen“, hatte er geantwortet und sie dabei rücklings auf dem Bett liegend angeblinzelt, amüsiert über ihren erschrockenen Blick. Nach einer halben Ewigkeit vergeblichen Ringens hatte sie schließlich hilflos geantwortet: „Das … das darf ich nicht ...“ „Du bist hier keine Gefangene. Du darfst genau dasselbe wie alle anderen auch.“ Als sie begriffen hatte, dass er es ernst meinte, war sie schließlich tatsächlich aufgestanden und hatte ihn nochmal zweifelnd angesehen. „Bis gleich!“, hatte er nur gesagt und ihr aufmunternd zugenickt. Dann war sie auf dem Gang verschwunden, auf Zehenspitzen wie eine Diebin, die dabei war, etwas überaus Verbotenes zu tun.
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"Schließlich sind wir doch alle verschieden ..." "Ich nicht!"
Rein gefühlsmäßig würde ich sagen: Wenn man mehr als drei oder vier Sätze im Plusquamperfekt schreiben müsste, ist es fast eleganter, einfach die Szene früher anzusetzen, damit man sie gleich im Präteritum schreiben kann. Oder, falls sie nicht wichtig genug ist, zusammenkürzen, so dass sie in zwei bis drei Sätze passt.
Ich weiß jetzt nicht, was genau vor oder nach diesem kurzen Ausschnitt passiert, aber was spricht dagegen, ihn einfach im Präteritum zu schreiben und dann (z.B mit einem Absatz) einen kleinen Zeitsprung zu machen?
Hm. An sich ist das eine gute Idee und normaler Weise auch die Art, wie ich den Plusquamperfekt zu umgehen versuche. Aber in diesem speziellen Fall ist die Reihenfolge der Ereignisse quasi
2: sehr langer und wichtiger Teil (Ereignisse in der Küche aus Sicht einer dritten Figur) 1: sehr kurzer, aber in meinen Augen zur Erklärung notwendiger Teil (siehe oben) 3: wieder längerer, ebenfalls wichtiger Teil, der inhaltlich sowohl an 2, als auch an 1 anschließt (Gespräch über die Ereignisse in der Küche zwischen den beiden Figuren aus 1)
Wahrscheinlich mach ichs mal wieder komplizierter, als es sein müsste ^^
Die Sache ist: ich muss eindeutig darstellen, dass 1 chronologisch vor 2 spielt, und zwar möglichst ohne die Worte "Was zuvor geschah ..." oder "Etwa eine Viertelstunde vorher ...". Sonst denkt am Ende noch jemand, dass Su in der Küche war und direkt danach einfach nochmal hingeht.
"Schließlich sind wir doch alle verschieden ..." "Ich nicht!"
Hm. Wenn du den Aufbau also gleich lassen und nicht umschreiben willst, würde ich fast sagen, dass der Absatz oben wahrscheinlich noch die beste Lösung ist. Ist ja nicht so lang, das sind nur ein paar Sätze - und wenn es danach ganz normal mit Präteritum weitergeht, stört das auch eigentlich nicht.
Ebenso wenig Sinn machen iwie lange Dialoge, wenn man im Plusquamperfekt schreibt, habe ich gemerkt. Es ist wirklich unmöglich, so zu schreiben, finde ich. Es gab bei "Its my party" auch einen Absatz, den ich ändern musste; ich hatte dann das Bedürfnis ihn zusammenzukürzen und auch die wörtliche Rede stark einzuschränken, weil der sich Erinnernde ja unmöglich jedes einzelne Wort rekapitulieren kann. Echt eine kleine Wissenschaft, fand ich und werde alles dran setzen, das im Folgenden zu vermeiden.
Zitat von Tanith im Beitrag #1Statt "Er sprach gerade." also "Er hatte gerade gesprochen." Statt "Er ging fort." - "Er war fort gegangen." usw. usw. :X
Auch wenn dieses Thema schon etwas älter ist, bin ich jetzt völlig perplex.
Er sprach, ging, lief, dachte ... Das ist doch alles Imperfekt bzw Präteritum und nicht Perfekt???
Perfekt ist doch jene Vergangenheitsform, die mit Hilfsverben gebildet wird.
Er hat gesprochen, ist gegangen, ist gelaufen, hat gedacht ...
Jedenfalls vertue ich mich mit diesen beiden Zeiten öfter, weil es im Englischen und Spanischen völlig anders verwendet wird.
Oder bin ich jetzt völlig auf dem Holzweg unterwegs?
Zitat von OkeEr sprach, ging, lief, dachte ... Das ist doch alles Imperfekt bzw Präteritum und nicht Perfekt???
Perfekt ist doch jene Vergangenheitsform, die mit Hilfsverben gebildet wird.
Er hat gesprochen, ist gegangen, ist gelaufen, hat gedacht ...
Richtig. Die Beispiele oben sind Präteritum, unten schreibst Du Perfekt. Die Vorvergangenheit zum Präteritum ist jedoch Plusquamperfekt (hatte gesprochen, war gegangen). Perfekt benutzt man als Vorvergangenheit, wenn man Texte im Präsens schreibt. Da es um Rückblenden in Geschichten geht, die im Präteritum geschrieben sind, müssen die Rückblenden strenggenommen im Plusquamperfekt stehen, was über größere Textabschnitte einfach furchtbar klingt. Mittlerweile hat es sich eingebürgert, auch die Rückblenden im Präteritum zu erzählen und von zwei Sätzen im Plusquamperfekt einzuschließen - grammatikalisch nicht ganz "sauber", aber wesentlich angenehmer zu lesen als zahllose Hilfsverben.