#1 | Genitiv vs. Dativ25.05.2019 11:15 (zuletzt bearbeitet: 25.05.2019 11:27)
Gelöschtes Mitglied
Ich weiß nicht, wie es euch dabei ergeht. Aber für manche Leute, mich eingeschlossen, ist die Unterscheidung zwischen Genitiv und Dativ einfach die Hölle! Nicht zuletzt dadurch, dass sie sich so unglaublich ähneln. Mich hat dieser fiese Fehler schon mehrere Punkte in meinen letzten Deutschklausuren gekostet. (Ja. Ich mache derzeit mein Abi. (11. Klasse)) Also. Habt ihr Tipps wie man dieses Unterscheiden könnte – außer mit Wessen? und Wem?? Und ja. Ich weiß, dass ich wie ein Grundschüler klinge. Nur mal übersichtshalber: Folgende Fälle gibt es: Nominativ Der Hund spielt auf der Wiese. Genitiv Das ist der rote Ball desHundes. Dativ Dem Hund macht die Hitze nichts aus. Akkusativ Paul kauft denHund ein neues Halsband. Wie kann ich Genitiv und Dativ unterscheiden – ohne – mich im Kopf fragen zu müssen: »War das jetzt Wessen oder Wem? Habt ihr Tipps?
Das Problem liegt eher bei Dativ und Akkusativ, wie es aussieht. Paul geht mit DEM Hund Gassi, nicht DEN. Das ist beides Dativ. Akkusativ wäre sowas wie "Paul kauft für DEN Hund ein neues Halsband."
Da gibt's jetzt keinen besonderen Trick, das ist einfach etwas, das man lernen bzw ins Gefühl kriegen muss. Die Fälle werden halt über die Präpositionen bestimmt - manche davon verlangen einen Genitiv, manche einen Dativ oder Akkusativ. Aus, seit, von, zu oder mit hat immer den Dativ zur Folge; wegen, trotz und während halt den Genitiv. (Es gibt auch Listen im Internet, das kann man googeln)
Die Hürde sind immer die Klassiker an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor und zwischen. :D Da ist sowohl Dativ als auch Akkusativ möglich, je nach Kontext. Aber nie ein Genitiv.
Ich verstehe die Fragestellung nicht. Mit den Fragewörtern lässt sich doch leicht herausfinden, welches Wort nun welchen Fall verlangt. Gerade der Genitiv lässt sich nun wirklich total einfach erkennen, weil in den meisten Fällen das Genitiv-S (oder der Apostroph bei Zischlauten) angehängt wird. Okay, vielleicht hängt das auch vom Sprachgefühl und der Richtigkeit der Umgangssprache ab. Jemandem (Dativ, am M erkennbar), der (Nominativ) mit Ermahnungen wie "Jetzt geb (omg) deinen (waaah!) Bruder doch auch mal was ab!" aufgewachsen ist, tut sich wahrscheinlich schwer damit, später zu lernen, dass "abgeben" in der Bedeutung von "jemandem etwas überlassen" den Dativ erfordert. Ansonsten stimme ich B.Stoeger zu: Das ist reine Lernsache. Gut ist es, wenn man von Hause aus ein brauchbares Sprachgefühl anerzogen bekommt. Eine solche Liste, die er erwähnte, wäre zum Beispiel diese.
Abrakadabra - Worte sind Waffen!
ASP - "Verwandlungen I-III" (Zaubererbruder - Der Krabat-Liederzyklus)
Mit den Begriffen wäre ich z. B. überfordert. Die habe ich seit meiner Schulzeit praktisch nicht mehr benutzt, und die ist lange her. Schon damals haben die ganzen -tivs mich ganz wuschig gemacht, ich mache das mehr nach Gefühl, würde daher nie etwas sagen wie: "Wegen dem Dativ falle ich in der Prüfung durch." Bei 'wegen', 'trotz' und 'während' benutze ich nicht 'dem' sondern 'des'. Weil ich weiß, dass es so korrekt ist. Ich glaube, das richtige Feeling dafür bekommt man am besten, wenn man viel liest, und das habe ich mein Leben lang getan. Dadurch prägt sich so etwas - und viele andere Dinge - gut ein.
Viel Glück beim Abi!
LG Bree
PHANTASIE IST WICHTIGER ALS WISSEN, DENN WISSEN IST BEGRENZT. Albert Einstein
Ich stimme da BreeBendi zu. Habe auch immer viel gelesen und es hat mir ungemein geholfen, sozusagen als Nebeneffekt, denn Lesen ist schon seit meiner Kindheit eines meiner liebsten Hobbys. Vor allem, da in meiner fränkischen Heimat die deutsche Grammatik manchmal etwas eigenwillig ausgelegt wird (in der gesprochenen Sprache natürlich). Das Hochdeutsch und die richtige Verwendung (zumindest meistens dürfte ich es hinbekommen) der Fälle kam dann praktisch wie von selbst.
Noch kurz etwas zu trotz und wegen: Meine Schulzeit liegt ja nun schon etwas zurück, aber ich meine mich zu erinnern, dass wir gelernt haben trotz dem Wetter und wegen des Wetters. Es heißt ja auch trotzdem und deswegen. Kann aber sein, dass sich der Gebrauch mit der Zeit verändert (hat), lebendige Sprachen entwickeln sich ja konstant weiter.
Obgleich wir "trotzdem" sagen, wird "trotz" häufiger mit Genitiv verwendet. Duden erklärt sogar, dass die Verwendung mit Dativ hauptsächlich im Süden des deutschen Sprachraums anzutreffen ist. Der in der Umgangssprache in Verbindung mit "wegen" oft verwendete Dativ hingegen ist schlicht falsch.
Habe einen schönen Absatz in einem alten Zwiebelfisch von Spiegel Online gefunden (letzer Absatz):
"Im Falle der Präposition "trotz" ist dem Genitiv die feindliche Übernahme gelungen: Standardsprachlich wird heute hinter "trotz" der Wesfall verwendet. Dass dies nicht immer so war, beweisen Wörter wie "trotzdem" und "trotz allem". In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wird "trotz" weiterhin Im Famit dem Dativ verbunden. Nicki würde auf Bayerisch singen: "Trotz dem damischen Zwiebelfisch", und Udo Jürgens auf Hochdeutsch kontern: "Trotz des nervigen Zwiebelfisch(e)s". "
Also, ich persönlich finde diese Fragewörter total hilfreich, um herauszufinden, welcher Fall da hin muss. Ein geschultes Sprachgefühl (wie man es leider tatsächlich nur durch reichliches Lesen bekommt, oder wenn man das Glück hat, in einer sehr hochdeutschen Familie aufzuwachsen) ist dabei natürlich sehr hilfreich. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung versichern - es geht auch anders! Ich komme aus dem Saarland, ursprünglich mal, und da gibt es so einige grammatikalische Besonderheiten, die den Saarländern das Hochdeutsch lernen etwas erschweren. Aber man kann es trotzdem schaffen! ;-)
By the way - dein Akkusativbeispiel oben ist nicht korrekt! Es heißt einfach nicht: "Ich kaufe deN Hund ein Halsband." Entweder kaufst du den Hund, also im Ganzen, oder du kaufst deM Hund ein Halsband (wobei dann das Halsband im Akkusativ steht, was du bei einem neutrum-Wort halt leider nicht sehen kannst...) --> weN oder was kaufe ich? (deN Hund) --> weM kaufe ich ein Halsband? (deM Hund)
Wenns dann leichter zu verstehen ist, versuch es mit: "Ich kaufe den Mantel." (zack, Mantel im Akkusativ: weN oder was kaufe ich? DeN Mantel.) "Ich kaufe meineM Bruder deN Mantel." Bruder= Dativ: weM oder was kaufe ich den Mantel? MeineM Bruder. Mantel= Akkusativ: weN oder was kaufe ich meinem Bruder? DeN Mantel.
Und wieso genau findest du es jetzt schwer, den Dativ und den Genitiv zu unterscheiden? Der Ball des Hundes. Okay. Umgangssprachlich könnte das sein: "Dem Hund sein Ball." (So wäre das beispielsweise im Saarland.) Aber hey - das ist Umgangssprache. Das ist nicht grammatikalisch korrekt. Außerdem ist es dann immer noch "wessen"... ;-) (natürlich ist "wessen" in der Umgangssprache dann "wem sein". Aber "wem sein" ist erstens falsch und zweitens noch immer nicht dasselbe wie "wem oder was" beim Dativ. Denn "wem sein oder was sein" gibts nun wirklich nicht. Nicht mal in der Umgangssprache!)
Du siehst: wenn du dich an die Fragewörter hältst (und gerne auch als Kombination von "wen/wem oder was?"), dann kann dir eigentlich nichts passieren! Und viel lesen hilft. Versprochen!
Spring erst und schau dann, wo du gelandet bist. Aber fall dabei auf die Füße.
Nominativ: Wer oder Was (z.B. Das Pferd grasst.) Genitiv: Wessen (z.B. Das Pferd des Reiters grasst.) Dativ: Wem oder Was (z.B. der Reiter gibt dem Pferd eine Karrote.) Akkusativ: Wen oder was (z.B. der Reiter hat den Sattel.)
Genau. Jetzt hast du zwar dein jeweiliges Objekt gewechselt, aber zumindest sind die Fälle richtig. ;-)
Würdest du bei einem bleiben wollen, beispielsweise dem Reiter, sähe das so aus:
Wer oder was? --> Der Reiter rastet. Wessen? --> Der Hintern des Reiters tut weh. Wem oder was? --> Dem Reiter reicht es für heute. Wen oder was? --> Den Reiter hat außerdem noch eine Mücke gestochen.
Spring erst und schau dann, wo du gelandet bist. Aber fall dabei auf die Füße.
Zitat von SilberdelfinMmh... Also nochmal zusammen gefasst:
Nominativ: Wer oder Was (z.B. Das Pferd grasst.) Genitiv: Wessen (z.B. Das Pferd des Reiters grasst.) Dativ: Wem oder Was (z.B. der Reiter gibt dem Pferd eine Karrote.) Akkusativ: Wen oder was (z.B. der Reiter hat den Sattel.)
Ja. So lernt man das in der dritten Klasse. (Das Pferd grast übrigens nur mit einem S.)
Naja! Nur das Problem, warum ich überhaupt diese Frage gestellt habe, ist einfach, dass meine Grammatik und Rechtschreibung die letzte Hölle ist. Das hat mir zwei Klausuren versaut.
Zitat von InyaraWas das Hänschen mal lernt`, ist für den Hans immernoch gut.
;-)
Oder etwa nicht?
Natürlich. Ich verstehe das eigentliche Problem nur immer noch nicht. Wenn man sein Abi schreibt, sollte man von den Fällen und den entsprechenden Fragewörtern schon mal gehört haben. Der Rest ist - wenn man wenig Sprachgefühl hat - reine Fleißarbeit.
Christian Morgenstern hat das Thema übrigens recht anschaulich in seinen "Galgenliedern" verarbeitet:
Der Werwolf
Ein Werwolf eines Nachts entwich von Weib und Kind und sich begab an eines Dorfschullehrers Grab und bat ihn: „Bitte, beuge mich!“
Der Dorfschulmeister stieg hinauf auf seines Blechschilds Messingknauf und sprach zum Wolf, der seine Pfoten geduldig kreuzte vor dem Toten:
„Der Werwolf“ – sprach der gute Mann, „des Weswolfs, Genitiv sodann, dem Wemwolf, Dativ, wie man’s nennt, den Wenwolf, – damit hat’s ein End.“
Dem Werwolf schmeichelten die Fälle, er rollte seine Augenbälle. „Indessen“, bat er, „füge doch zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!“
Der Dorfschulmeister aber mußte gestehn, daß er von ihr nichts wußte. Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar, doch „Wer“ gäb’s nur im Singular.
Der Wolf erhob sich tränenblind – er hatte ja doch Weib und Kind!! Doch da er kein Gelehrter eben, so schied er dankend und ergeben.
Ich muss zugeben, dass mir "Was" bei den Fällen stets das Genick bricht, dadurch dass es im Nominativ, Dativ (bin ich nicht ganz sicher) und Akkusativ als Gegenprobe infrage kommt.
Zitat von Inyara im Beitrag #19Deswegen benutzt du das "was" ja auch nie alleine als Fragewort, sondern immer in Kombination mit dem dazugehörigen wer/wen/wem. ;-)
Danke, jetzt muss ich nur noch hinter diese Logik steigen.^^
Lol. Die Logik dahinter kann ich dir leider auch nicht erklären, weil ich das einfach in der Grundschule so gelernt hab, und da war es halt so. Und funktioniert ja. ;-) Das ganze System hab ich nach der fünften Klasse bewusst nur noch benutzt, während ich mal versucht habe, russisch zu lernen. Im Deutschen macht mein Kopf das zum Glück im Hintergrund ganz automatisch und von alleine.
Spring erst und schau dann, wo du gelandet bist. Aber fall dabei auf die Füße.
Mit "Was" kann natürlich sowohl Nominativ als auch Akkusativ erfragt werden, aber dann hilft dir zur Unterscheidung immer noch die Funktion im Satz, also die Beziehung zum Verb. ( Subjekt oder Objekt )
Beispiele:
Das Wasser umspült das Ufer. ( Eselsbrücke: Wer/was tut etwas? - das Wasser ist Subjekt, also steht es im Nominativ, daraus folgt, dass "das Ufer" im Akkusativ steht, denn es ist Objekt - das, mit dem etwas getan wird )
oder. Das Kind wirft den Ball. Hier ist es noch einfacher - Wer tut etwas - das Kind, es ist also Subjekt und steht im Nominativ ... oder: Das Mädchen zerrt das kleine Kind am Zopf. Wer tut etwas - das Mädchen, es ist also Subjekt im Nominativ / Wen zerrt das Mädchen am Zopf? - das kleine Kind - es ist also Objekt im Akkusativ
"Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen" ( Hari Seldon in Isaak Asimovs erster Foundation-Trilogie )
Jetzt habe ich endgültig einen Knoten im Hirn. Ich muss mich weiterhin auf mein Gefühl verlassen und darauf hoffen, dass es mich nicht (be)trügt, denn die Kongruenz spielt mir allgemein gern Streiche.
"Was" als Fragewort wird ja nur gebraucht, um grammatikalisch korrekt nach Gegenständen zu fragen. Wenn Du sie für Dich selbst personifizierst, kannst Du bei dem Satz "Der Verlag hat mein Manuskript angenommen" auch fragen: "Wer hat wen angenommen?" Wer - der Verlag, wen - das Manuskript.