Ist es im Dialog legitim, einen Satz komplett groß zu schreiben, um eine Eskalation auszudrücken? Es gibt ein paar wenige Stellen in meinem Buch, an denen ich mit "schreien", "brüllen" etc. an meine Grenzen gerate bzw. mir ein Mittel zur weiteren Steigerung fehlt.
Vielleicht eine Szene als Beispiel:
„Linus, reiß dich gefälligst zusammen! Was hast du davon, wenn das hier jetzt eskaliert?“ „Genugtuung“, antwortete Linus kühl. „Aber damit sind wir einer Antwort oder einer Lösung keinen Schritt näher.“ „Die Antwort steht hinter dir“, sagte Linus und wandte sich an Philipp. „Was hast du zu ihr gesagt?“ „Was? Wovon sprichst du, Mann?“ Einzig Cornelius, der noch immer zwischen ihnen stand, hielt Linus davon ab, sofort noch einmal zuzuschlagen. „Stell dich nicht dümmer, als du bist! Was hast du Su gestern in der Küche gesagt?“, rief Linus drohend. „Nichts!“, sagte der Junge, auf einmal hörbar verunsichert. „ … nichts Wichtiges.“ „WAS HAST DU ZU IHR GESAGT?“, brüllte Linus mit einer unbändigen Wut, die alle Anwesenden zusammenfahren ließ.
Franken is, wo die Hasen Hosen und die Hosen Husen haßen.
Einen komplett großgeschriebenen Satz würde ich allenfalls in einem Kinderbuch gelten lassen. Ansonsten gibt es diverse Möglichkeiten, den Leser darauf vorzubereiten. Im konkreten Fall, würde ich alles, was du hinterhergeschoben hast einfach vorneweg schreiben:
Mit einer unbändigen Wut, die alle Anwesenden zusammenfahren ließ, brüllte Linus: "Was hast du zu ihr gesagt?"
Ich entfernte mich von diesem unangenehmen Ort mit seinen unangenehmen Menschen. Der liebste war mir noch die Leiche. Die gab wenigstens keine Widerworte. Obwohl … sie hätte eigentlich männlich sein sollen. - Yellowknife, mjegull
Aus meiner Sicht ein klares Nein. Das Inquit "brüllte" gibt genug Aufschluss über Tonlage und Lautstärke, finde ich. Auch das finde ich persönlich nicht so schön und würde - gerade in diesem Ausschnitt - eher auf das wutverzerrte Gesicht, die geballten Fäuste oder so etwas eingehen. Das wiederum ist Geschmackssache. Einen ganzen Satz in Großbuchstaben lesen zu müssen, nervt mich schon bei Forumsrollenspielen; ihn in einem Buch zu sehen, wäre für mich ein Grund, das Buch beiseitezulegen.
Zitat von Gaia Athanasia im Beitrag #3Einen ganzen Satz in Großbuchstaben lesen zu müssen, nervt mich schon bei Forumsrollenspielen; ihn in einem Buch zu sehen, wäre für mich ein Grund, das Buch beiseitezulegen.
Sehr interessant. Bis jetzt dachte auch ich, dass man dies stilistisch einsetzt. Kopfkratz. Hoffentlich schreib ich mir das hinter die Ohren und verwende es genau so wenig, wie kursiven Text für Gedanken.
"Es ist ein Vergnügen die ersten Worte einer Geschichte zu schreiben. Man weiß nie so recht, wohin sie einen führen werden." Beatrix Potter Kinderbuchautorin (Zitat aus dem Film Miss Potter)
Wenn man die Feststelltaste braucht, um Wut auszudrücken, läuft beim Schreiben irgendwas falsch. In deinem Fall @Tanith , beschreibst du die Wut bzw. Lautstärke doch bereits sehr schön mit dem
Zitat von Tanith im Beitrag #1die alle Anwesenden zusammenfahren ließ
Ich würde behaupten, das reicht völlig.
🌹 LG ｡･:*:･ﾟ★,｡･:*:･ﾟ☆｡･:*:･ﾟ★,｡･:*:･ﾟ☆｡･:*:･ﾟ★,｡･:*:･ﾟ☆｡･:*:･ﾟ★,｡･:*:･ﾟ☆｡･:*:･ﾟ★,｡･:*:･ﾟ☆ Wenn man der Spirale hineinfolgt, hört sie nie mehr auf. Sie wird nur immer enger, ohne Ende. (John Green)
Mich würde es jetzt nicht besonders stören. Manchmal liest man das ja auch so. Ob es jetzt wirklich notwendig ist, ist sicher Geschmacksfrage. Stilistisch schöner ist es sicherlich, wenn man das so vermeidet und es anderweitig ausdrückt. Aber wie gesagt - mich persönlich würde es jetzt nicht stören, wenn es nur an vereinzelten Stellen so auftaucht.
Spring erst und schau dann, wo du gelandet bist. Aber fall dabei auf die Füße.
Offen gestanden bin ich doch ein bisschen überrascht, dass eine so große Mehrheit die Variante so vehement ablehnt. Schade finde ich, dass die Mehrzahl der Meinungen eher abwertend klingt. Vielleicht habe ich meine Frage dahingehend auch falsch formuliert, aber diese Großschreibung ist vor allem als ein Spiel mit Möglichkeiten und deren Wirkung auf den Text. (Und ich finde, Großschreibung an dieser Stelle hat eine Wirkung. Aber vielleicht lese ich auch zu viele Graphic Novels ...) Dennoch stellt sich mir die Frage: Gibt es nicht auch für Autoren eine Art künstlerischer Freiheit? Wer einen Neologismus erfindet, wird ja deshalb auch nicht so scharf kritisiert. Wie gesagt überrascht mich weniger die Ablehnung an sich, sondern mehr um die unterschwellige Botschaft, dass dieser Versuch unprofessionell rüberkommt.
Ich habe mich entschlossen, der klaren Mehrheit nachzugeben - aus Angst, Lektoren sehen das genauso. Wäre ich bereits ein etablierter Autor, würde ich es jedoch drinnen lassen, weil ich es ganz ehrlich rein vom Gefühl her so besser finde. ^^ Nennt mich gern Stümper, wenn ihr wollt.
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Ich meine es tatsächlich abwertend, wenn ich sage, dass ein zur Gänze großgeschriebener Satz mich dazu bringt, ein Buch aus der Hand zu legen. Du erwähnst das Spiel mit Möglichkeiten - und derer hast Du als Autor viele. Beisätze können wunderbar dazu benutzt werden, um Atmosphäre zu schaffen. Die Großschreibung ist für meinen Geschmack ein sehr plumpes Mittel, um die Gemütslage des Sprechenden zu vermitteln. Als Leser fühle ich mich dabei vom Autor angeschrien, und das mag ich einfach nicht^^.
Ich hab Fälle erlebt, in denen Großschreibung in Büchern funktioniert - zB der Tod aus Pratchetts Scheibenweltromanen, der ausschließlich in Kapitälchen redet - aber sonst würde ich das eher sein lassen. Wenn man nicht gerade irgendwas Experimentelles schreibt und Schriftarten und -größen wechselt, ist es besser, keine reine Großschreibung zu nutzen, finde ich. Dass jemand etwas brüllt, ergibt sich schon aus dem Begleitsatz eindeutig. Aber vielleicht sollte man hier nicht so auf mich hören, der dafür die Kursivschrift für jeden Zweck missbraucht :'D
Graphic Novels sind auch imho eine andere Sache, weil die viel visueller arbeiten. Da kann man zB auch damit spielen, die Sprechblasen verschiedener Figuren anders zu färben (ich denke jetzt an Dr. Manhattan aus Watchmen, dessen Sprechblasen alle blau sind), aber in einem Roman sieht das oft eher komisch aus.
...aber auch hier gibts Ausnahmen. Michael Ende, die Unendliche Geschichte, halb in grüner, halb in roter Schrift verfasst. Normalerweise würde ich sagen "Das geht auf keinen Fall", aber in diesem hat es funktioniert.
Im Grunde hast du es doch sehr schön zusammengefasst: Du hast die künstlerische Freiheit und darfst schreibtechnisch tun und lassen was du willst. Aber Lektoren agieren da in einem etwas engeren Korsett. Ein Jammer, dass man sich immer zwischen Freiheit und Norm entscheiden muss.
Ich entfernte mich von diesem unangenehmen Ort mit seinen unangenehmen Menschen. Der liebste war mir noch die Leiche. Die gab wenigstens keine Widerworte. Obwohl … sie hätte eigentlich männlich sein sollen. - Yellowknife, mjegull
Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe, bin ich wieder deutlich am Schwanken.
Die Sache ist (und das kann hier natürlich niemand wissen), dass diese Stelle in meinem Roman eine Schlüsselstelle ist. Es gibt bereits vorher viele Streit- oder Kampfsituationen. Schreien, brüllen, zusammenzucken, zurückweichen, ohrenbetäubend und markerschütternd - das hatte ich alles schon. Aber diese Stelle ist anders, alle Beteiligten befinden sich am äußersten Limit, die Lage kurz vor der Eskalation. Ich will also nicht, dass der Leser denkt "Aha, sie streiten mal wieder." Ich will, dass er denkt "Ach du sch####, jetzt wirds ernst!" Also gewissermaßen, @Gaia Athanasia , möchte ich den Leser anschreien. Die Stelle soll einschlagen, nicht irgendwie vorbeiziehen.
Begleitsätze sind schön und gut, aber zuweilen stören sie mich. In einem Schlagabtausch bespielweise. Ich finde, besonders Dialogsätze, die die Handlung prägen, sollten für sich stehen. Ein Begleitsatz kann (in meinen Augen) unter Umständen die Prägnanz herabsetzen. Nehmen wir o.g. Beispiel: Wie die allermeisten stelle ich den Begleitsatz gerne hinten und ungern vorne an. Aber wenn man zu obigen Satz den Begleitsatz liest, hat man ja den gesprochenen Satz bereits gelesen, sich bereits vorgestellt. Und erst eine halbe Sekunde später erfährt man "Aha, das hat er gebrüllt." Die BAM!-Wirkung ist also fast völlig verflossen. Und vorangestellte Begleitsätze ... ich weiß auch nicht. Hab ich vielleicht fünf im ganzen Buch. Da sträubt sich irgendwas in mir.
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Letztlich muss es Dir gefallen. Wenn Du es großschreiben willst, dann tu es. Ist schließlich Deine Geschichte. Wir, die wir die Großschreibung ablehnen, können Dir schließlich nur unsere Meinung dazu sagen, doch Dir obliegt die letzte Entscheidung.
Ich weiß schon. Ich bin ja auch dankbar für eure Offenheit. Letzten Endes bringt es wenig, wenn ich ein Buch schreibe, das zwar mir, aber niemandem sonst gefällt ... ich warte mal ab, was meine Testleser im größeren Kontext dazu sagen.
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So wie ich das bisher gelesen habe, beschreibst du bei den Streitigkeiten die Reaktion der der anderen. Einer hält den anderen ab zu zuschlagen. Die Zuhörer zucken zusammen. Ich bin da bei Gaia. Wutverzerrtes Gesicht, geballte Fäuste zeigen die Wut.
Zitat von Tanith im Beitrag #11"Ach du sch####, jetzt wirds ernst!"
Denke ich allerdings erst dann, wenn einer der beiden Streithähne plötzlich schweigt, aber dennoch die Anzeichen von Wut zeigt. Dann ist der Moment, in dem er entscheidet, Gewalt anzuwenden oder nachzugeben. Hunde die bellen, beißen nicht.
Ich komme aus Ironien. Das liegt am sarkastischen Meer.
Hm. Also ich persönlich würde Schweigen auch als bedrohlicher empfinden. Aber ich habe auch direkt oder indirekt schon einige Schlägereien miterlebt, in denen sich die Kontrahenten wüst beschimpfen und dann aufeinander losgehen. Und ich wurde auch schon vn einem Kläffer gebissen.
Ich glaube, es war ein Fehler, die Stelle ohne Kontext einzustellen. Wahrscheinlich hätte es das ganze Kapitel gebraucht, um die Szene halbwegs so darzustellen wie sie ist. Das Kapitel umfasst allerdings zwölf Normseiten. ^^ (Außerdem würde ich den kompletten Wendepunkt meines Romanes allenfalls in den Schreibprojekten einstellen.)
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Zitat von Tanith im Beitrag #11Die BAM!-Wirkung ist also fast völlig verflossen.
Die braucht sich erst gar nicht einzustellen, denn Du arbeitest an keiner Graphic Novel, sondern an einem Roman – ein riesengroßer Unterschied. Ich habe einmal gelesen, dass Ernest Hemingway die letzte Seite von "Der alte Mann und das Meer" achtunddreißig Mal umschrieb, ehe er einigermaßen zufrieden war.
Zitat von Tanith im Beitrag #11Die Sache ist (und das kann hier natürlich niemand wissen), dass diese Stelle in meinem Roman eine Schlüsselstelle ist. Es gibt bereits vorher viele Streit- oder Kampfsituationen. Schreien, brüllen, zusammenzucken, zurückweichen, ohrenbetäubend und markerschütternd - das hatte ich alles schon. Aber diese Stelle ist anders, alle Beteiligten befinden sich am äußersten Limit, die Lage kurz vor der Eskalation. Ich will also nicht, dass der Leser denkt "Aha, sie streiten mal wieder." Ich will, dass er denkt "Ach du sch####, jetzt wirds ernst!"
Möglicherweise liegt es an der Szene/Passage oder am Abschnitt/Kapitel selbst, dass Du mit dem letzten Satz(?) nicht zufrieden bist. Hast Du daran schon gedacht? Schreibe es um, experimentiere mit Worten/Synonymen, Perspektiven, Satzstellungen, Textbausteinen. Mit anderen Worten verwebe die Fäden zu einem neuen Muster.
----------------------------------------------------------------------------------- Nichts was ich schreibe, ist in irgendeiner Hinsicht wertend gemeint, wenngleich es so rüberkommen mag. Ich beschränke mich auf formale Kriterien sowie stilistische Aspekte, die nicht unbedingt als allgemein gültig zu betrachten sind. Was den Inhalt einer Geschichte angeht, versuche ich neutral zu bleiben. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob eine Geschichte alle Ingredienzen hat, um ein bestimmtes Leserpublikum zu erreichen, da fällt meine persönliche Meinung kaum ins Gewicht, sie wäre ohnehin rein analytischer Natur und dem Autor womöglich nicht willkommen.
»Qualität kommt von Qual. Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser. Der Leser will aber nicht.« Wolf Schneider
Ich finde, die Wut muss nicht noch extra durch Großschreibung ausgedrückt werden - es reicht auch so völlig aus. Ich würde jetzt deswegen ein Buch nicht sofort weglegen, aber ein wenig mit den Augen rollen schon ... Ich denke, wenn man Gefühle nicht mit Worten ausdrücken kann, sondern dazu grafische Hilfsmittel benötigt, dann hat man nur noch nicht die richtige Formulierung gefunden.
"Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen" ( Hari Seldon in Isaak Asimovs erster Foundation-Trilogie )
Eigentlich stellt sich doch nicht die Frage nach legitim oder nicht - du entscheidest (rein theoretisch) über die Formatierung deines Romans.
Ich habe schon alles Mögliche gesehen.
"Das ist wörtliche Rede" "Das ist w ö r t l i c h e Rede" "Das ist w-ö-r-t-l-i-c-h-e Rede" "Das ist wörtliche Rede" "Das ist WÖRTLICHE Rede"
Ich habe gerade in einem historischen Roman sogar Lautmalerei gesehen, die ich nie abseits von Kinderbüchern erwartet hätte. Ich muss aber ehrlich gestehen
"DAS IST WÖRTLICHE REDE"
noch nie.
Ich würde es als Leser akzeptieren, wenn es nicht zu oft kommt und wenn es Sinn ergibt. Aber nicht in Kombination mit brüllte Linus mit einer unbändigen Wut, die alle Anwesenden zusammenfahren ließ.
Warum? Ich finde das wie die Kombination dunkle Nacht, finsteres Schwarz, helles Licht ...
Ein guter Dialog, ein wirklich guter, mit bekannten Charakteren, die Ecken und Kanten haben, kommt fast ohne Begleitsätze aus. Wenn ein Begleitsatz, dann nur um Übersichtlichkeit bzgl. des gerade Sprechenden zu bringen, eine unerwartete Emotion zum Gesagten zu verdeutlichen oder um eine begleitende Handlung zu beschreiben.
In deinem Fall würde dein Begleitsatz die Wirkung der Druckschrift schwächen. Ich würde mir als Leser sogar veralbert vorkommen. 'Da schreibt sie extra im Großbuchstaben und danach muss sie mir noch erzählen, dass der Typ das geschrien hat.'
Ich denke, dass wir häufig den Leser unterschätzen. Wir glauben, wir müssen da noch ein "BAM" reingeben, dabei hat der Leser das Bam schon im Kopf, bevor der Prota noch losbrüllt. Lass vor oder nach dem Dialog schon in Handlung seine Wut rauskommen. Lass ihn gegen den Tisch treten, einen Stuhl an der Wand zerkrachen lassen, ihn sich büschelweise Haare ausreißen lassen ...
Und ansonsten, tu was du willst, es ist dein Buch, es muss für dich passen und wenn du's veröffentlichen willst, muss es nachher nur noch dem Lektor schmecken.
Das, was dem geschriebenen Wort fehlt ist die Betonung. Natürlich kann man diese auch beschreiben, dennoch wird es, je nach Fantasie und Leseverhalten, jeder anders sehen. ICH finde es legitim und hilfreich.
Und ich halte nichts, von in Stein gemeißelten Regeln. Die Welt verändert sich. Und wir mit ihr. Klar, wer schreibt, weil er damit seine Brötchen verdienen muss, wird so schreiben müssen, wie die Herde es erwartet. Micky Maus ist gerade deshalb so ein großer Erfolg geworden, weil es eben extrem anders war als das, was wir vorher gewohnt waren.
Ein "So MACHT man das nicht!" drückt für mich Bevormundung und elitäres Verhalten aus. Braucht kein Mensch. Wenn Goethe damals so geschrieben hätte, hielte es heute jeder für "normal".
Aber gerade die, die etwas anders sind, als die Masse und etwas anderes gemacht haben, hatten (und haben) mitunter großen Erfolg. Es gibt eben auch Regeln, die muss man einfach über Bord werfen.
Es geht IMMER weiter, nur die Richtung ändert sich ab und zu.
Bin gerade zufällig über die Diskussion gestolpert und tatsächlich muss ich sagen, nutze ich dieses Stilmittel doch ab und zu in meinen Storys. Schande über mich, hätte nicht gedacht, dass das so verpönt ist oO
Meistens sind die Storys, in denen das vorkommt, aber humoristischer Natur, bei der die Dialoge zuweilen recht absurde Dimensionen einnehmen und einer der Charaktere dem anderen, der völlig begriffsstutzig ist oder eine unglaublich dumme Sache gemacht hat, um die Ohren schreit. Das passt für mich an den Stellen dann auch wunderbar. Und solange es nicht vorkommt, dass das tatsächlich mal jemand an derjenigen Stelle im Text kritisiert, an der es vorkommt, werde ich es vermutlich auch weiter so machen.
Es sollte sich natürlich im Rahmen halten und den Gipfel eines ausufernden Dialogs darstellen. Wenn das am laufenden Band so geschrieben wird, würde ich es auch eher übertrieben finden. Aber sich vor so einem Stilelement komplett zu verschließen, ja deswegen sogar Texte kategorisch abzulehnen, empfinde ich ja schon als ziemlich engstirnig.
Ob Großschreibung legitim ist oder nicht, hängt wie fast alles im Leben von verschiedenen Faktoren ab. Von der Erfahrung eines Autors, seinem Stil, seinem Bekanntheitsgrad und natürlich der Geschichte selbst. Mir ist dieser Tage nach vielen Jahren Stephen Kings "Es" wieder in die Hände gefallen. Einerseits ein Geniestreich, andererseits eine Vorlage, wie man es nicht macht. Der Roman umfasst nicht von ungefähr 1.537 Seiten, inzwischen weiß ich, was der Nachbar des Nachbarn der unbedeutendsten Nebenfigur an jedem Tag seines Lebens zum Frühstück gegessen hat (überspitzt gesagt). Da fällt der eine oder andere Verzweiflungsschrei, dessen Bedeutungsschwere durch Großbuchstaben hervorgehoben ist, nicht weiter negativ auf. Käme ein Neuling mit einem solchen Manuskript an, bekäme er nicht zuletzt vom Leser zu hören: "Kürze das Ding um mindestens 537 Seiten, gewöhne dir an, die Spannungskurve richtig zu kriegen und dann kannste noch einmal anklopfen."
----------------------------------------------------------------------------------- Nichts was ich schreibe, ist in irgendeiner Hinsicht wertend gemeint, wenngleich es so rüberkommen mag. Ich beschränke mich auf formale Kriterien sowie stilistische Aspekte, die nicht unbedingt als allgemein gültig zu betrachten sind. Was den Inhalt einer Geschichte angeht, versuche ich neutral zu bleiben. Ich vermag nicht zu beurteilen, ob eine Geschichte alle Ingredienzen hat, um ein bestimmtes Leserpublikum zu erreichen, da fällt meine persönliche Meinung kaum ins Gewicht, sie wäre ohnehin rein analytischer Natur und dem Autor womöglich nicht willkommen.
»Qualität kommt von Qual. Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser. Der Leser will aber nicht.« Wolf Schneider
Huch, ich habe jetzt erst gesehen, dass diese Diskussion noch weitergegangen ist. Hab ich vergessen, die Benachrichtigung zu aktivieren? Vermutlich ... danke jedenfalls für alle noch hinzugekommenen Antworten. Falls es euch interessiert: ich habe die Großschreibung jetzt herausgenommen und versuche es ersteinmal anders. Bin aber durchaus froh, dass diese Variente dennoch nicht von allen grundsätzlich abgelehnt wird.
Franken is, wo die Hasen Hosen und die Hosen Husen haßen.
Zitat von RonsenAber sich vor so einem Stilelement komplett zu verschließen, ja deswegen sogar Texte kategorisch abzulehnen, empfinde ich ja schon als ziemlich engstirnig.
Ein Stilelement ist es in meinen Augen bei Terry Pratchett, bei dem der Tod durchgehend in Großbuchstaben spricht. Wenn damit allerdings bei einer beliebigen Person die Steigerung der Emotionalität in einer Diskussion ausgedrückt werden soll, bekommt die Großschreibung in meiner engstirnigen Welt nun einmal den Geschmack mangelnden Könnens oder wenigstens von einer gewissen Faulheit. Großbuchstaben sind halt bequem, da brauche ich mir beim Schreiben keine Gedanken darum zu machen, wie ich diese Situation vielleicht eleganter an den Leser bringe.
Na zum Glück ist das Geschmackssache und hat die Leser, die ich erreichen wollte, bislang nicht abgeschreckt. Mangelndes Können oder Faulheit lasse ich mir dafür nicht aufdrücken, nicht ohne konkretes Beispiel aus meinen Texten. Das ist mir an der Stelle zu pauschal und abstrakt.
Na Gott sei Dank sind wir alle unterschiedlich und akzeptieren uns so (und unsere Meinung ). Ich hab ja auch schon hier im Forum mit Großbuschstaben geschrieben, als ich etwas besonders hervorheben wollte. Da sind die Leser hier nicht über mich hergefallen. Doch durch Gaias Aussage, mache ich mir jetzt viel mehr Gedanken, ob ich das brauche, oder ob ich das nicht eben anders darstellen kann.
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30.10.2019 16:35 (zuletzt bearbeitet: 30.10.2019 16:36)
